Enriching lives, opening minds - mit diesem Slogan wirbt das Erasmus+ Programm der Europäischen Union für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums. Damit dies in Zukunft noch besser gelingt, haben sich verschiedene Hochschulen und Campus Management Anbieter im Mai 2020 zusammengetan, um die vom BMBF geförderte Plattform für internationale Studierendenmobilität zu entwickeln. Was es mit diesem Projekt auf sich hat und wie Sie sich beteiligen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist das PIM?
Nicht erst seit der Gründung des ERASMUS-Programms im Jahr 1987 ist das Reisen zu Studienzeiten im Ausland zu einer beliebten Tätigkeit geworden. Heute, 30 Jahre später, locken unzählige Angebote Studierende ins Ausland, um neben ihrem fachlichen Wissen auch ihren kulturellen Horizont zu erweitern. Damit der Wechsel von der heimatlichen Hochschule zur neuen Lehreinrichtung reibungslos funktioniert, ist eine gute Kommunikation zwischen den Institutionen unumgänglich. Deswegen versuchen verschiedene Programme wie das ERASMUS+ Programm oder der DAAD, den Austausch der Studierendendaten kontinuierlich zu verbessern. Seit der Einführung des OZG und der damit verbundenen Charta für die Hochschulbildung (ECHE) ist der Ruf nach einheitlichen digitalen Standards noch lauter geworden. Deswegen hat sich das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dazu entschieden, ein Projekt der ganz besonderen Art zu fördern. Die Plattform für internationale Studierendenmobilität (PIM) wird neben der XHochschule, dem DAAD, der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH), der Bundesdruckerei (BDR) und den International Offices der Hochschulen von elf verschiedenen Hochschulen und sechs unterschiedlichen Campus Management Anbietern gemeinsam entwickelt. Ziel ist es, eine allgemeine Plattform zu schaffen, die so durch einheitliche Schnittstellen gekennzeichnet ist, dass Hochschulen verschiedener Länder ihre Anerkennungsprozesse darüber problemlos abwickeln können.
Wie funktioniert das PIM?
Auf der Basis internationaler Standards wie dem ELMO-Format und dem EMREX-Protokoll gibt es auf der Plattform eine Moduldatenbank, die im gleichen Format wie der Europass, nämlich im EDCI-Format, abgebildet ist. Verschiedene Module sind hier standardisiert vorhanden, sodass ein digitaler Anerkennungsworklflow inklusive der vergangenen Anerkennungshistorie garantiert ist. Im Fokus stehe hierbei die Nutzerzentrierung, betont Ramona-Denisa Steiper, ehemalige Projektkoordinatorin der Plattform für Internationale Studierendenmobilität. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Wolfgang Radenbach, Leiter Digitalisierung Studie und Lehre an der Universität Göttingen, haben sie das Projekt von Anfang an betreut und die Federführung für die öffentliche Kommunikation des PIM übernommen. Im Rahmen unserer Informationsveranstaltung „Hochschuldigitalisierung 2021“ offerierten die beiden uns einen direkten Einblick in die Software. Das Handling ist dabei genauso einfach wie übersichtlich. Für die Anmeldung wird einfach in einer bereits vorhandenen Maske die jeweilige Institution ausgewählt. Nach der Eingabe der Logindaten ist man direkt im System. Die Software benutzt hier keinen eigenen für die Plattform erstellen Account, sondern greift auf die bereits vorhandenen Accounts der zuständigen Hochschulen zurück. Es handele sich dabei um ein Sammel-Konzept, das auf dem Metadaten-Aggregator edugain basiert. Danach loggt man sich noch in dem Campus Management System der jeweiligen Auslandshochschule ein und es werden die Credits und Noten der bereits vorhandenen Studienleistungen aufgelistet. Um eine neue Studienleistung anzuerkennen, kann man das betreffende Modul als Studierender einfach aus dem Drop Down-Menü der Modulliste auswählen. Die Leistungen können zudem kopiert und gruppiert werden und erzielen somit ein einfaches Handling zwischen den beiden Listen, nämlich der Liste der eigenen Hochschule und der danebenstehenden Liste der jeweiligen Partnerhochschule. Darüber hinaus können individuelle Anmerkungen hinzugefügt werden sowie relevante Dokumente hochgeladen werden. Der Prozess der Anerkennung kann jederzeit pausiert und weitergeführt werden. Zudem leitet ein Nummerierungssystem den User über die verschiedenen Arbeitsschritte hin zur Finalisierung der Anerkennung, sodass man beim nächsten Mal weiß, wo man mit der Bearbeitung stehen geblieben ist. Zuletzt folgt nur noch ein Mausklick auf den Button „Absenden“ und schon wird die Anfrage automatisch an das jeweilige Prüfungsamt weitergeleitet.
Und auch aus der Perspektive der Hochschule ist der Workflow einfach und flexibel gestaltet. Ob es sich um die formelle oder um die fachliche Prüfung handelt, der Prozess kann ebenso schnell und übersichtlich abgewickelt werden wie für den Studierenden. „Wir haben mit vielen Hochschulen gesprochen, um einen optimalen Standard und die notwendigen Konfigurationsmöglichkeiten abzubilden. Am Anfang gab es viele Sorgen, dass der Prozess zu komplex sein würde, aber das Ergebnis zeigt, dass das nicht der Fall ist“, erklärt Frau Steiper. Um dies zu belegen, zeigt sie noch ein weiteres Feature: Die Anerkennungshistorie mit vergangenen Referenzfällen. Diese dient nicht nur dazu, eine Transparenz der Arbeitsprozesse für alle Mitarbeitenden zu schaffen, sondern auch um eine Orientierung zu bieten, wenn man beispielsweise ganz neu mit dem System arbeitet. Gibt es sogenannte „Matches“ zu dem eingegebenen Fall, werden von dem System automatisch die jeweiligen Referenzfälle angezeigt, bei denen der Anerkennungsprozess ähnlich abgelaufen ist. Sobald der Antrag formell geprüft wurde, wird er mit nur wenigen Klicks direkt an die fachliche Prüfung weitergeleitet. Sobald auch diese Prüfung abgeschlossen ist, sieht der Studierende in seinem Status, dass der Antrag anerkannt wurde. „Wir haben hier an der Uni Göttingen schon eine Art Vorversion des PIM laufen lassen und das Feedback der Prüfenden und Studierenden war wirklich gut. Die Prüfenden fanden es toll, dass alle Unterlagen vollständig an einem Ort abgelegt waren und die Studierenden lobten an dem System, dass ihnen mit einem Klick genau angezeigt wurde, was sie alles einreichen müssen. Die Klarheit der Darstellung war für alle Beteiligten der größte Benefit“, resümiert Herr Radenbach.
Vorteile des Systems
Der größte Vorteil für die Hochschulen liegt im Sinne des OZG darin, dass die rechtlichen Vorgaben an den öffentlichen Hochschulen eingehalten werden können und der Anerkennungsprozess in Zukunft in einer komplett digitalisierten Form ablaufen kann. Die optionale Anbindung an das jeweilige Campus Management System ermöglicht den Hochschulen außerdem eine gewisse Flexibilität, ohne dass die Hoheit über die Prozesse an eine andere Institution abgegeben werden muss. Des Weiteren wird für eine weitere Vernetzung, auch mit internationalen Partnern, so eine neue Grundlage geschaffen, sodass auch andere Partnerprogramme in Zukunft ins Auge gefasst werden können, die vorher möglicherweise wegen unterschiedlicher Systeme nicht vorgesehen wurden.
Für die Studierenden liegt der Vorteil klar in der Reduktion des Arbeitsaufwands, der besseren Übersichtlichkeit, der schnelleren Kommunikationswege sowie der Transparenz der Anerkennungsprozesse. Dies ermöglicht auch eine höhere Flexibilität, was den eigenen Lerner Journey angeht und erleichtert den Wechsel zu einer anderen Hochschule.
Wie geht es weiter?
Nach dem ersten Probelauf an der Universität Göttingen, wird die Plattform aktuell an zwei weiteren Pilothochschulen getestet (s.a. das Dashboard des PIM). Demnach sind die ersten zwei der insgesamt vier Phasen mit der Digitalisierung der Moduldaten und der Integration des EMREX Im- bzw. Exportes sowie die Entwicklung des Anerkennungsworkflows und der -historie bereits abgeschlossen. „Jetzt geht es noch um die weitere Integration von Anerkennungsfällen sowie dem Einbinden eines Dashboards“, erklärt Herr Radenbach. „Wenn es sich um eine vollständige Anerkennung handelt, muss diese ja noch ins jeweilige Campus Management System übertragen werden. Wenn es sich um eine Vorab-Anerkennung handelt, dann hat man ja sozusagen schon alles, um ein Learning Agreement auszufüllen und müsste das dann einfach nur noch für den Versand fertig machen. Um dies zu ermöglichen, sind unsere Kollegen von Move on und Mobility online dran, die passende Schnittstelle zu schaffen, damit dieser Austausch auch im internationalen Datenverkehr funktioniert“, erläutert er. In der vierten Phase dann, die bereits mit den ersten beiden Projektpiloten begonnen hat, sollen dann iterative User-Tests durchgeführt werden, um das System abschließend für die Implementierung vorzubereite. „Das Ziel ist auf jeden Fall, die Plattform bis Ende 2022 so fertigzustellen, dass sie im internationalen Umfeld der Hochschulen bereits genutzt werden kann“, fügt Herr Radenbach hinzu.
Wir drücken die Daumen, dass es klappt, und stellen Ihnen gerne den Kontakt zu den Projektbeteiligten des PIM her. Grundsätzlich kann man zu jeder Zeit noch in das Projekt einsteigen und seine Ideen einbringen. Schreiben Sie uns gerne einfach dazu an. Wir freuen uns über einen ersten Austausch zu dem Projekt!